Egelseehörndl Bike and Hike

Foto: Karl Plohovich

Das Egelseehörndl (1.782 Meter) gilt nun – das Gamsfeld ist, wie ich lese, ein eigener Stock der Salzkammergutberge – als der höchste Gipfel der Osterhorngruppe. Selten, dass der höchste Gipfel einer Gebirgsgruppe weder ein Gipfelzeichen hat noch über einen markierten Weg zu erreichen ist. Diesen vernachlässigten Berg in die Favoriten der eigenen To-do-Liste aufzunehmen, kann ich jedem Bike&Hike Fan nur wärmstens empfehlen.

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Das zweite Viertel des Novembers beginnt, Salzburg schützt sich gegen die warme Luft in der Höhe mit einer Nebeldecke. Ich schiebe mein E- Bike gegen 10 Uhr zum Lift, und dann aus dem Bahnhof Golling Abtenau. Bald beginnt der Radweg, der bis zur Abzweigung Wallingwinkel ausgebaut ist: manchmal schön von der Lammer begleitet, manchmal neben der B 162.

Ortsausfahrt Golling - Radweg entlang der Straße. Foto: Karl Plohovich
Ortsausfahrt Golling – Radweg entlang der Straße. Foto: Karl Plohovich
Haarbergsee-Spiegel (im Sommer eine Freizeitanlage). Foto: Karl Plohovich
Haarbergsee-Spiegel (im Sommer eine Freizeitanlage). Foto: Karl Plohovich

Wenig Verkehr; Ich fahre nicht bis zur Abzweigung „Postalm“ vor, sondern fädle mich über die Brück (Bushaltestelle „Wegmacherhaus“), die gerade so breit ist wie mein Lenker, über die Lammer und durch eine Siedlung nach Pichl. Nun geht es mit der Radroute „Postalm“ den Aubach entlang. Eine Kurve bei der Aualm – und das Egelseehörndl (Titelfoto) steht in seiner ganzen ebenmäßigen Gestalt vor mir. Die Egelseealm thront über einer Felswand.

Die Brücke über die Ackersbach-Klamm hat eine besondere Überraschung für mich parat: Ich blicke über das Brückengeländer in einen smaragdgrünen Gumpen. Nachdem ich mein Handy für ein Foto gezückt habe, traue ich meinen Augen nicht: zwei Personen (ein Pärchen?) erfreuen sich einer Sportart, deren Namen ich nicht zu nennen weiß. Bei der nahen Unterwandalm sind mehrere Fahrzeuge geparkt…

Was soll man dazu sagen? Jedem das Seine! – vor dem Absprung in das smaragdgrüne Nass. Foto: Karl Plohovich
Was soll man dazu sagen? Jedem das Seine! – vor dem Absprung in das smaragdgrüne Nass. Foto: Karl Plohovich

Nun gilt es herauszufinden, ob es den auf den Landkarten verzeichneten Weg zur Egelseealm gibt und wie er beschaffen ist; zunächst jedenfalls mit einem Fahrverbot für Räder (von Pichl bis hierher 6,5 Kilometer! – besser mit dem Rad als zu Fuß).

Folgsam… rechts geht’s noch viele Kilometer auf die Postalm. Foto: Karl Plohovich
Folgsam… rechts geht’s noch viele Kilometer auf die Postalm. Foto: Karl Plohovich

Spuren von vierrädrigen Fahrzeugen bezeugen motorisiertes Leben – und etwas höher oben sind keck zwei e-MTBs abgestellt („Man hat uns gesagt, dass wir bis zur Hütte fahren können“ – bekennen mir die Senioren, denen ich wenig später begegne.)

Unfolgsam – doch der faustgroße Schotter zwingt zum Aufgeben (nicht zu denken an die Abfahrt). Foto: Karl Plohovich
Unfolgsam – doch der faustgroße Schotter zwingt zum Aufgeben (nicht zu denken an die Abfahrt). Foto: Karl Plohovich

Die landschaftlichen Akzente sind einprägsam: Der Weg ist in den Fels gehauen, die Schucht des Gerbachs ist von wilder Schönheit.

Bald erreicht man wieder den Talboden mit einer Brücke. Hier gilt es zu entscheiden, in welcher Richtung man die Runde angeht. Ich wähle: zuerst steil, dann flach.
Halte die Augen offen: Du wirst Tannen sehen, deren Stamm zu umfassen gut zwei Personen die Arme ausbreiten müssen!

Bald bin ich auf der Egelseealm (1 Stunde vom Rad). Die Hütte thront unglaublich selbstbewusst über dem Abgrund der Wand, wie eine kulinarischer Leckerbissen auf dem Servierbrett eines Kellners.

Was für ein Leckerbissen am Präsentierteller! – Egelseealm (Es grasten sogar noch Schafe). Foto: Karl Plohovich
Was für ein Leckerbissen am Präsentierteller! – Egelseealm (Es grasten sogar noch Schafe). Foto: Karl Plohovich

Nun folgt der orientierungsmäßig schwierigste Teil der Runde: Gibt es den Steig, den Kompass-Karte und ÖK andeuten? – Es gibt ihn: den „Einstieg“ findet man am besten in der rechten (im Sinn des Aufstiegs) oberen Ecke der Alm. Der Weg ist sogar hie und da mit kleinen Steinmännchen versehen und leitet durch Wald, über Wiesenflecken und Latschengassen immer höher. Nur einmal bemerke, dass ich die beste Möglichkeit verpasst und einen kleinen, mühsamen Umweg eingelegt habe.

Der Steig nach Querung der steinernen Rinne (ca. 1.460 Meter) – ein richtig guter Weg! Foto: Karl Plohovich
Der Steig nach Querung der steinernen Rinne (ca. 1.460 Meter) – ein richtig guter Weg! Foto: Karl Plohovich

Die Almwiesen oberhalb der Latschen kann man beliebig zum höchsten Punkt ansteigen; auch könnte man sich, den Zaunpfosten entlang, am Grat halten, je nach Vorliebe, Wind, … Eine Wolke Thymianduft steigt mir in die Nase.

Der Gipfel selbst ist einfach das Ende eines langen, flachen Grates. Nach Norden und Westen schweift der Blick über Latschen, nach Süden und Osten ist die Sicht frei.

Blick nach OSO: Gamsfeld und Hoher Dachstein; unten der Weg zum Gipfel. Foto: Karl Plohovich
Blick nach OSO: Gamsfeld und Hoher Dachstein; unten der Weg zum Gipfel. Foto: Karl Plohovich

Etwas unbeholfen suche ich den auf meinen Karten eingezeichneten Kamm-Weg, finde ihn nicht, turne über die Latschen – mit ihrer Hilfe – bis ich rechts (östlich) einen Wiesenstreifen gewahre und mich an den zugfesten Legföhrenästen hinablasse. Ich gehe den Steig zurück: Da ich von Westen her zum höchsten Punkt kam, habe ich das ausgeprägte Band nicht wahrgenommen, das mit guten Trittspuren nur eine Mannshöhe unter dem Gratfirst nach Norden leitet.

Eigentlich nicht zu verfehlen – das schöne Band nach Norden. Foto: Karl Plohovich
Eigentlich nicht zu verfehlen – das schöne Band nach Norden. Foto: Karl Plohovich

Egal ob markiert oder unmarkiert: der Steig ist gut zu finden (hie und da Steinmanderln).

N-Grat Richtung „Im Gspiel“: Hoher Zinken, davor das Große Rad; Osterhorn und Schafberg. Foto: Karl Plohovich
N-Grat Richtung „Im Gspiel“: Hoher Zinken, davor das Große Rad; Osterhorn und Schafberg. Foto: Karl Plohovich

Über „Im Gspiel“ geht es über Wiesen und/oder Latschengassen auf das große, ebene Roßfeld. Dann suche ich keine Steige mehr: nach Lust und Laune steige ich, das gediegene Doppelhaus der auf dem entfernten, brettelebenen Anger der Hochzinkenalm stehenden Jagdhütte bewundernd und meidend, zur Schrottn-Hütt´n (erbaut 1901, wie eine Tafel verrät) ab. Dort lege ich mich nach der Jause in die Sonne, lausche dem Wind und gesprächigen Vögeln…

Einladend – seit 1901: Schrottn-Hütt´n. Foto: Karl Plohovich
Einladend – seit 1901: Schrottn-Hütt´n. Foto: Karl Plohovich

Von hier sollte ein Zugweg zu jener Brücke führen, an der man sich entscheiden muss, in welcher Richtung man die Runde unternimmt. Der Einstieg ist nicht ganz leicht zu finden: Die befahrene Straße führt offenbar, wie vermutet, zur gemiedenen Jagdhütte.

Die Hochzinkenalm; die gemiedenen Jagdhütten und mein Weg zur Schrottn-Hütt´n. Foto: Karl Plohovich
Die Hochzinkenalm; die gemiedenen Jagdhütten und mein Weg zur Schrottn-Hütt´n. Foto: Karl Plohovich

Der Almweg ist von abgebrochenen Fichtenwipfel immer wieder verlegt, was mich für nicht ganz einen Kilometer zum Forstarbeiter werden lässt.

Traurig – für die Fichten und den Weg. Foto: Karl Plohovich
Traurig – für die Fichten und den Weg. Foto: Karl Plohovich

Bereits bei der 1300er Höhenlinie stoße ich – anders als auf den Karten verzeichnet – auf den Fahrweg. Die späte, flache Sonne wirft auf das wilde „Gletschertor“ des Lawinenrestes einen milden rötlichen Schimmer.

Wild und mild zugleich. Foto: Karl Plohovich
Wild und mild zugleich. Foto: Karl Plohovich

Nach der Brücke über den Gerbach freue ich mich schon auf den Felsenweg und erhasche noch den einen oder anderen wärmenden Sonnenstrahl.

Nach einer Stunde am Rad (21,5 Kilometer) warte ich angenehme 5 Minuten vor Abfahrt mit einigen anderen Fahrgästen auf die S3. Im – bis Hallein – fast leeren Zug genieße ich dankbar, die Tour wiederkäuend, das noch aufgesparte Jausenbrot.

Auch ein Speisewagon. Foto: Karl Plohovich
Auch ein Speisewagon. Foto: Karl Plohovich

Die Runde über das Egelseehörndl scheint mir trotz fehlender Markierung für kundige Wanderer empfehlenswert. Die Osterhorngruppe entfaltet sich hier, wie die Spektralfarben in einem Prisma, in ihrer ganzen Pracht: eine lange Anfahrt durch ein flaches Tal mit kristallklarem Wasser und smaragdgrünen Gumpen, wilde Schluchten und verträumte Almhütten, Jahrhunderte alte Bäume und sanfte Almflächen ergeben einen farbenprächtigen Regenbogen. Die an manchen Tagen und in manchen Regionen viel besuchte Gebirgsgruppe zeigt sich hier – ob des „entlegenen“ Ausgangspunktes (Bike&Hike spielt hier von 1.5. – 15.11. seine Stärke voll aus!) – von ihrer stillen Seite.

Diese Runde wird zu jeder Jahreszeit ihre Reize entfalten. Solche Bilder aber wird Dir nur der späte Herbst schenken!

P.S.: Ich widme diese Tour Josef Dürnberger. Einige Male hat er vom Wunsch einer gemeinsamen Wanderung gesprochen; dazu kam es nicht. Am Egelseehörndl habe ich erfahren, dass er – nach langer Krankheit – durch das Tor des Todes hindurch den überirdische Weg begonnen hat.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   8:00 Std Bike & Hike   1.450 HM   1.450 HM   53 km   GPX Track

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