Eine Kooperationswanderung mit planetREISEN aus Steyr (Oberösterreich)
Bevor es zu (!) frühlingshaft wird, schnell noch die Bahn zum Berg – Mitgliederwanderung vom Februar beschreiben. Wobei, eigentlich kein großes Zeitproblem, denn: Diese Tour ist zu allen Jahreszeiten schön!
Bahn zum Berg meets planetREISEN
Die wunderbare Auswahl hat der sehr wandererfahrene Marco Vanek von planetREISEN, dem Reiseclub für Grün-Bewegte, getroffen. Marco unternimmt abgesehen von einer Vielzahl an Zugreisen quer durch Europa auch Tageswanderungen, die er netterweise GEHzeiten nennt. Da viele aus seiner Wander- und Reisegruppe aus dem Umkreis von Steyr kommen, kennt er das Steyr- ebenso wie das Ennstal wie seine Westentasche.
Die Idee einer gemeinsamen Wanderung kam Marco und mir schon bei der GEHzeit auf dem Menweg – da wir beide „hands on“-Menschen sind, steht das Datum schnell fest. Anfang Februar soll es sein.
So kommen an diesem Februarsonntag zwei Grüppchen im Regionalzug bei Steyr zusammen: Vier wanderbegeisterte planetREISEN-Fans aus OÖ und drei ebenso begeisterte Bahn zum Berg‘lerinnen aus Wien.

Es riecht nach Nostalgie
In Trattenbach/Enns verlassen wir den Zug, um uns zuallererst den wunderbar alten Bahnhof anzusehen. Es riecht nach altem Holz, als wir eintreten – nach Geschichten, nach vergangenen Zeiten und Nostalgie. Diese Gefühle werden uns auch am ersten Teil unserer heutigen Öffi-Tour begleiten.

Wir sind nämlich in etwas „sterbenden“ Orten angelangt. In Trattenbach/Enns war das „Taschenfeitl“ als zusammenklappbares Messer viele hundert Jahre lang etwas sehr Besonderes. Das Trattenbachtal bot große Gefälleunterschiede und damit gute Bedingungen für die Produktion der Messer. Sogar ich kann mich noch an einen Volksschulausflug nach Trattenbach erinnern, nach dem wir stolz mit unseren selbstbemalten Taschenfeitln wieder nach Hause gekommen sind.

Diese Zeiten sind Geschichte: Aktuell ist die Messerschmiede in Trattenbach nur mehr ein Museumsdorf. Viele Menschen sind weggezogen, es wirkt leer an diesem Sonntag und kaum jemand kommt uns entgegen. Vorbei am Riesenfeitl (Weltrekord!) geht’s ein Stück der Enns entlang, bevor wir in das Wendbachtal abbiegen. Was bei Marcos Touren immer sehr praktisch ist: Es kommen viele „Einheimische“ mit, die voller Geschichten und Wissen stecken und ihre Erinnerungen an den jeweiligen Orten gerne mit den anderen teilen. Das genieße ich sehr.

Geschichten aus dem Wendbachtal
Auch das Wendbach – früher ein Ort der Eisengewinnung – stirbt. Nämlich ganz wortwörtlich: Der letzte Bewohner ist vor Jahren verstorben.

Nun lebt niemand mehr in diesem verlassenen, schattigen Tal. Sonne gibt’s im Winter auch nicht viel. Einer unserer Mitwanderer erinnert sich: „Früher, als das Wendbachtal noch bewohnt war, sind jeden Tag vierzig Wendbacher Kinder zu Fuß in die Volksschule nach Trattenbach gegangen, mehrere Kilometer weit in eine Richtung. Bei Eis, bei tiefem Schnee, bei jeder Witterung.“
Ich mag solche Geschichten. Wir wandern vor uns hin und zugleich werde ich aufmerksamer und ja – der Wegrand ist gesäumt von den Resten alter Steinhäuser. Ohne die Geschichte des Wendbachtals zu kennen, wären mir diese wohl kaum aufgefallen. Alle sind kaum mehr sichtbar und bereits mit dicken Schichten Moos überzogen. „Dort, wo die alten Obstbäume stehen, da war früher der Garten von einem:einer Wendbachtalbewohner:in.“ Auch daran hätte ich nicht gedacht.

Fast ist mir, als würde ich die Wendbachtaler Kinder kichernd zur Schule laufen hören. Sehr stimmungsvoll, ein bisschen Wehmut ist für mich bei solchen sterbenden Orten auch immer dabei. Hier ist etwas zu Ende gegangen.
Unser Weg verlässt das Wendbachtal, steigt gemächlich und abschnittsweise auch steiler an – es geht auf die Hohe Dirn. Hier begegnen uns auch die ersten Schneeflecken. Es ist halt doch noch Winter. Marco geht diese Tour bei ausreichend Schnee auch gerne mit Schneeschuhen und bietet sie anderen über die GEHzeiten an. Heuer nicht. Einfach nie genügend Schnee!

Gipfelsieg mit Panorama: Die Hohe Dirn
Je näher wir dem Gipfel kommen, umso fantastischer wird das Panorama. Bei einer Jagdhütte machen wir eine kleine Pause und schauen uns um. Der Winterhimmel ist blau, mit zarten Wolkenfetzen durchzogen. Die Gruppe mischt sich und ist fröhlich plaudernd unterwegs.


Nach einem weiteren Anstieg und indem wir die Anton-Schosser-Hütte hinter uns lassen, stehen wir auch schon beim Gipfelkreuz der Hohen Dirn (1.134 Meter). Wir jausnen, während wir von der erfahrenen Gruppe über alle möglichen Gipfel und weitere tolle Wanderrouten in der Gegend informiert werden. Super Service ist das heute!

Vom Gipfel hat man ebenso einen schönen Blick hinunter auf die Enns, die sich durch die Landschaft schlängelt.

Abstieg in die Weite
Wir entscheiden uns, die Hütteneinkehr auszulassen und stattdessen nach einer Gipfelpause gleich den Abstieg anzutreten. Ein Wanderskollege verabschiedet sich mit einem kurzen „Ich nehm doch den früheren Zug!“ knapp von uns und saust vor uns den Berg hinunter. Wir nicht. Wir lassen uns Zeit und genießen die wunderbaren Ausblicke auch beim Abstieg – über die weiten Wiesen, die Gipfel der Umgebung. Ins Tal steigen wir über den Steinbachgraben.

Besonders schön finde ich am Ende den Blick auf Losenstein im Abendlicht, das wir bei der letzten Tour mit Marco am Menweg von der anderen Seite gesehen haben. Heute und vom Abstieg von der Hohen Dirn ist die Losensteiner Ruine besonders beeindruckend.

In Losenstein auch super: Dass es ein nettes Gasthaus gibt (namens Blasl) und dass dieses den Bonus hat, direkt am Bahnhof zu sein. Wir essen und trinken also gemütlich, freuen uns über diese wunderbare Kooperationswanderung – und hoffen auf viele weitere!

Der Zug bringt einen am Sonntag im 2-Stunden-Takt von Losenstein in Richtung Westbahn (St. Valentin, Linz) und holt auch uns pünktlich ab. Einen Teil unserer Gruppe nimmt er mit bis Steyr, den anderen bis nach Wien. Ich selbst verlasse die Gruppe noch etwas früher – wenn ich schon einmal in meiner Heimatgegend bin, schaue ich zumindest noch für einen Tag bei meinen Eltern vorbei.
Fazit
Marco hat eine wunderbare Tour ausgesucht, die uns alle sehr begeistert hat. Weitere Erkenntnis: Auch von Wien aus ist das Ennstal gut und ohne allzu lange Fahrzeit zu erreichen – wir aus Wien Kommenden sind uns einig, dass es die Entscheidung, die Wiener Gegend zu verlassen und diese herrliche Gegend in Oberösterreich zu entdecken, sich in jedem Fall gelohnt hat. Großes Danke an Marco für die Tourenplanung und an alle anderen für eure schönen Geschichten und das Mitgehen!